Entseelung

Treibjagd im Rotmaintal auf kalter Flur, es ist Dezember anno 1983: Ein Hase liegt tot in seinem Blute, über ihm mit Büchse und starrem Eisblick, keckem Hut und Jagdgebrauchshund, Pelzmantel und perfidem Lächeln steht eine Walküre – endlich Erfolg im Sonntagshobby. Hirschfütterung: Das Tier ist begehrte Kulisse der gaffenden Menge, die freizeitliche Zerstreuung im Wildpark sucht. Sauber trennt hier ein Grenzstreifen die beiden Gattungen: Der Blick der Hirsche zurück auf die Menschenmeute scheint ängstlich und scheu. Schlachtkalb: Zwei fränkische Steintrolle schieben und zerren das junge Tier innerlich unbewegt in den Wagen – wozu sanfter Umgang mit deinem Mitgeschöpf, wenn dessen Ende auf deinem Teller ohnehin feststeht? Schließlich die tote Amsel: entseelt liegt sie auf dem Boden, die Schwingen erschlafft von sich gebreitet – die menschliche Behausung, ein Fenster ist ihr zum Verhängnis geworden. Der Tod des Vogels nur eine Banalität?

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Mensch & Natur

Das Mitgeschöpf - nur Sache der Zerstreuung und des Verzehrs?

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