Die Apokalyptischen Reiter

Entwurf zu einem Triptychon; die großformatigen Bleistiftzeichnungen stammen aus dem Sommer 1945, sind also unmittelbare Zeugnisse des kaum beendeten Kriegsgeschehens in Deutschland. So verkörpert der linke Flügel die Niederlage und zeigt fliehende Menschen inmitten einer zerschundenen Landschaft; das Heim brennt, in der Tür wehrlos ausgeliefert die Frau, dichter Rauch quillt auf und vermengt sich mit düsteren Wolken, während aus dem Mittelgrund bedrohlich ein Panzer herankriecht, dahinter kulissenhaft die Ruinen einer ausgebombten Stadt. Das Mittelteil zeigt die vier Reiter der Apokalypse als Metaphern für Krieg, Tod, Pest und Hunger, die als ewige Plagegeister der Menschheit von deren Schicksal unbewegt über die Erde hinwegreiten. Der rechte Flügel symbolisiert Überleben und zaghaften, noch unausgeprägten Neuanfang: Eine trauernde Frau mit ihren zwei Kindern, als Flüchtlinge schon im linken Flügel dargestellt, pflanzt eine Blume auf das Grab eines Gefallenen; ihre Gesichter zeigen Leid und Schrecken. Doch zeichnet sich bereits die Wiederentdeckung von Schönheit und Ordnung der Welt ab: der Bub ist mit leisem Erstaunen bereits einem Schmetterling zugewandt, der sich auf den feinen Blüten eines Fingerhuts niedergelassen hat. Die Szenerie des rekonstruierten Gesamtwerks wirkt insgesamt bitter, Glorie und Heldentum fehlen, es ist Denk- und Mahnmal.

v220302.01

Der Krieg als absolute Katastrophe

Entwurf zu einem Triptychon

164 Milliseconds